Die Story


Der erste Fiesta (GFBT, WFBT, 1976 - 1983)


Im Juli 1976 war es soweit. Als Reaktion auf die Erdölkrise wurde bei Ford ein Kleinwagen entwickelt, der den Deutschen zu mehr Mobilität verhelfen sollte aber zugleich Sprit sparen helfen sollte. Weit über eine Milliarde DM (weit über 500 Millionen Euro) wurden in die Entwicklung des "Bobcat" gesteckt. Ford betrat damit absolutes Neuland. Der erste richtige Kleinwagen auf den Straßen der Welt und dazu noch mit Frontantrieb. Etwas ungewohnt, da Ford damals nur Heckgetriebene Fahrzeuge im Programm hatte. Und doch - die Sparsamkeit, der Preis, die gute Verarbeitung und die Zuverlässigkeit des "Fez" bescherten Ford ungeahnte Verkaufszahlen. Bereits 1979 lief der Millionste Fiesta vom Band. Am Anfang waren die Ausstattungsvarianten Grund-, L, S und Ghia-Modell zu haben, wobei der Ghia immer für die beste Ausstattung bekannt war. Bis 1981 wurde der Fiesta laufend verbessert. Schaltung, Handbremse, elekt. Anlage, der Kühler, der Rost- und Unterbodenschutz, die Startautomatik, der Auspuff, Kupplung... wurden laufend verbessert. Dazu wurde ständig die Serien- und die Zusatzausstattung erweitert. Während die ersten Modelle für heutige Verhältnisse katastrophal ausgestattet waren, konnten die späteren Baujahre des ersten Fiesta sowohl in Serien- als auch in Zusatzausstattung überzeugen: Höhenverstellbare Kopfstützen vorn für alle Modelle, H4 im Ghia und auf Wunsch in allen mit Scheinwerfer-Waschanlage, 3-Punkt-Gurte hinten, Heckwischer, Rückfahrscheinwerfer, Bremskraftverstärker... Doch was immer fehlte waren wirklich Leistungsfähige Motoren.



Der Fiesta X


Februar 1980 wurde die Sonderserie Fiesta X vorgestellt. Dabei wurde aber in erster Linie Wert auf die Optik gelegt. Der X sieht fast aus wie ein XR2 der zweiten Generation, mit Front- und Heckspoiler, Dachspoiler, Radhausverbreiterungen, Seitenschwellern und 6x13" RS-4-Speichen Alufelgen.



Der Fiesta S


Im Juli wurde dann der Super "S" vorgestellt. Die Verbreiterungen waren wie beim ersten XR2 und beschränkten sich damit auf Radläufe und Heckspoiler. Der 1300er Kent "crossflow" der bereits im Ghia treue Dienste leistete wurde auf 73 PS gesteigert und war mit seinen 6x13" RS-4-Speichen Alus ein ansehnliches Auto.



Der erste XR2

Und im September 1981 kam er dann: Der erste XR2!


Als Antwort auf VWs ersten GTI brachte Ford gleich zwei starke Wagen ins Rennen. Den XR3 im Escort mit dem 1.6 CVH-Motor mit Registervergaser und den XR2 mit 1600er Kent wie im Capri, ebenfalls mit Registervergaser. Die Leistung war mit 96 PS im Escort und 84 PS im Fiesta war zwar wesentlich geringer als im GTI, jedoch waren der Preis und die Fahreigenschaften ein echtes Angebot!

Serienmäßig wurde der XR2 mit den Verbreiterungen und mit Alufelgen 6x13", mit 185/60R13er Reifen, großen, innenbelüfteten Scheibenbremsen vorn, einem überarbeitetem Getriebe, einem überarbeitetem, um 20 mm tiefergelegtem Fahrwerk mit Stabilisator hinten, einem 32/34er Weber-Registervergaser, runden Scheinwerfern und Zusatzscheinwerfern. Der XR2 erreichte lt. Werksangaben die 100 km/h-Marke unter 10 Sekunden mit einer Höchstgeschwindigkeit von über 170 km/h.

Der XR2 wurde bis zum Erscheinen des zweiten XR2 im Februar 1984 weiterproduziert, obwohl der Fiesta schon ein Facelift über sich ergehen lassen mußte.



Der zweite Fiesta (FBD, 1983-1989)


Die wesentlichen Änderungen im September 1983 waren: geänderte Frontpartie, geänderte Heckklappe, breitere Spur mit verbesserten Aufhängungs- und Anlenkpunkten, 5-Gang-Getriebe Serie (auf Wunsch im 1.1er), vergrößerter Bremskraftverstärker, anderes Armaturenbrett, umklappbare Rücksitzbank, bei den besseren Modellen sogar geteilt.
Im Februar 1984 wird zeitgleich mit dem XR2 der erste Diesel-Fiesta veröffentlicht.



Der zweite XR2


Der neue XR2 erscheint im Februar 1984. Aerodynamisch gestylte Seitenteile aus Polyurethan, Front- Heck- und Dachkantenspoiler, tieferes Fahrwerk, 6x13" Stahlsportfelgen mit 185/60R13er Reifen, ein schwarzer Rand um die Seitenscheiben, Halogen-Zusatzscheinwerfer und 2 Nebelschlußleuchten prägen sein Äußeres. Unter der immer noch nach vorn öffnenden Haube verbirgt sich der 1.6 CVH aus dem Escort mit verbesserter Zündanlage und Registervergaser mit Automatikchoke. Die Entwicklungsabteilung von Ford (SVE, Special Vehicle Engineering) untersagte den Einbau eines Einspritzers (wahrscheinlich K-Jettronic) um dem XR3i Leistungsmäßig nicht den Rang abzulaufen. Desweiteren verfügt der XR2 über ein 5-Gang-Getriebe (aus heutiger Sicht ein 4 + Spargang-Getriebe), innenbelüftete Scheibenbremsen vorn, Schubstreben vorn, ein zusätzlicher Panhardstab hinten und ein Sportauspuff mit nur einem Topf. Im Innenraum erwartet den Fahrer die komplette Ghia-Ausstattung mit Glashebedach, 2-Teilig klappbarer Rücksitzlehne, 3-Punkt-Gurte hinten mit Beckengurt mitte, eine Digitaluhr mit Stopp- und Datumsfunktion, Überblendregler, Kassettenablagefach, Tachometer bis 220 km/h und Drehzahlmesser, in grün beleuchtet, Sportsitze vorn, ein Handschuhfach mit Klappe, ein Polsterdesign nur für den XR2 und eine Intervallschaltung für die vorderen Scheibenwischer.

In Bezug auf die Fahrleistungen hat der XR2 nicht besonders zugelegt. Die Beschleunigung wird mit 2 Zehntelsekunden besser angegeben und die Höchstgeschwindigkeit liegt jetzt bei 180 km/h.



Der dritte Fiesta (GFJ)


1989 war es dann Zeit für einen neuen Fiesta. Obwohl der neue Fiesta ein deutlich anderes Design aufweist und größer geworden ist, sieht man ihm die Verwandtschaft zum 2er noch deutlich an. Er ist endlich als 5-Türer zu haben, und der Rahmen und das Fahrwerk wurden komplett überarbeitet.



Der dritte XR2, ein "i"


Und 1990 war es wieder Zeit für einen XR2. Diesmal war es der erste "i". Der XR2i 8v hat den gleichen Motor wie der zweite XR2, einen 1.6 CVH, allerdings mit der neuen elektronischen Einspritzanlage (EFI) von Ford, mit G-Kat und 105 PS. Der XR2i ist immer noch vollverspoilert, hat Sportsitze und die Ausstattung vom Ghia und 5,5x14" Alufelgen. Die Fahrleistungen sind wieder ein bißchen besser geworden, liegen mir aber im Moment leider nicht genau vor. Markenzeichen des 3er XR2 war die Spoilerstoßstange mit den 4 integrierten Scheinwerfern... Geschmackssache.



Der XR2i 16V


Der 1.6 CVH war einer der besten Ford-Motoren, aber leider nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik, vor allem im Bezug auf Verbrauch und Abgaswerte. Und so schickte Ford den letzten XR2 ins Rennen: den XR2i 16V (in England: Fiesta RS1800). Optisch der gleiche Wagen, mit einem 1.8 16V Zetec-Motor und 130 PS. Parallel gab es dazu noch den "S" (in England der XR2i 16V) mit 105 PS. Gleiche Leistung wie der CVH, aber besseres Drehvermögen und ruhigerer Lauf, mit der Basis vom 1.8 16V allerdings mit abgespecktem Kopf und anderem Steuergerät.



Der Fiesta RS Turbo


In dieser Reihe muß man auch noch den Fiesta RS Turbo erwähnen. Ebenfalls auf Basis des 90er XR2i hat der RST einen 1.6 CVH-Turbo-Motor ähnlich dem im Escort, nur mit EFI aber leider auch ohne Kat. Der Turbo war in Deutschland wegen fehlendem Kat sehr rar, nur einige haben den Sprung in die Bundesrepubilk geschafft.



Der vierte und der fünfte Fiesta (JAS, JBS)


1996 war das letzte Jahr in dem ein XR2 gebaut wurde. Auf Basis der Bodengruppe des GFJ enstand ein neues Modell, mit dem "XR" komplett von der Bildfläche verschwand.

Es würde bis zum Jahr 2002 dauern, bis Ford den Fiesta komplett neu entwickeln würde, die dritte Generation eines seit fast 30 Jahren sehr erfolgreichen Autos. Und dann wird Ford wieder keinen XR bauen, die neuen Topmotorisierungen heißen bis 2002 Sport und dann ST.



Und wie bin ich zum XR2 gekommen:


Omas Auto (und damit auch mein Ford-bewegungsmittel) war einer der letzten 2er Fiesta 1.1. Grundausstattung mit 5-Gang-Getriebe. Und für einen Schüler und Führerscheinneuling wäre wegen des Geldes und des Fahrkönnens kein anderes Auto in Frage gekommen.


Und doch übte der XR2 eine fast schon magische Anziehungskraft auf mich aus. Die schöne Form des Fiestas mit der kompromißlosen Sportlichkeit des XR2-Paketes. Fasziniert haben mich in erster Dinge die Sachen, die an Großmutters Auto fehlten: Die Ghia-Ausstattung mit Handschuhfach mit Deckel, das andere Armaturenbrett, eine Uhr... Und dann natürlich die XR2-Specials: Drehzahlmesser, Sportsitze, Schwarz umrandete Seitenfenster, 185er Reifen (meist auf "Pepperpots"), die Komplettverspoilerung mit Spoiler um die Hecklappe, die keck wirkenden Doppelnebelleuchten hinten, die Zusatzscheinwerfer vorn... und natürlich die faszinierende Leistung von 97 PS.

Aber Anschaffung, Steuer, Versicherung und Unterhalt hätte ich mir damals (1996) nie leisten können. Und im Jahr 2000 habe ich mir wegen günstiger Steuer und Versicherung dann einen 2 Jahre alten Corsa mit 90 PS gekauft. Aber der XR2 ließ mich nicht los und so war ein halbes Jahr später so ein Gefährt da!



Wissenswertes:

  • Der Fiesta war der erste wirkliche Kleinwagen
  • Der Fiesta ist bis heute der erfolgreichste und meistverkaufte Kleinwagen
  • Der Fiesta war der erste Kleinwagen mit Dieselmotor
  • Der Fiesta Diesel war der erste schadstoffarme PKW dieser Klasse in der BRD
  • Die erste stufenlose Automatik baute Ford (nicht Audi!) und sie kommt seit 05/87 bis heute im Fiesta zum Einsatz
  • Die Abkürzung XR bedeutet gar nichts, sie steht für eine Werksinterne Bezeichnung einer Entwicklungsstufe, obwohl viele glauben XR steht für xtreme racing
  • Neben dem XR2 gibt es den Escort als XR3, den Sierra als XR4 und der XR1 sollte ein frisierter Capri sein, wurde aber mit dieser Bezeichnung nie gebaut.